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Glossar

von Madleen Bernhardt und Max Weiß

Gewaltprävention durch sportorientierte Jugendsozialarbeit in Berlin

Neuer Schub für GSJ NIGHTS und KICK-Projekt – Zukunft ungewiss

Gewaltvorkommnisse von Jugendlichen in Berlin sind in der jüngeren Vergangenheit bundesweit in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Einen einschneidenden Höhepunkt bildete die Silvesternacht 2022/23, in der Jugendliche an verschiedenen Orten der Stadt Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst massiv vor allem mit Feuerwerkskörpern angegriffen haben. Ähnliche Vorkommnisse wiederholten sich im Jahreswechsel 2024/25. In einem durch die Berliner Landesregierung initiierten Dialogprozess im Frühjahr bis Sommer 2023 sind Maßnahmen entwickelt und mit Fördergeldern untersetzt worden, um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken. Daran beteiligt war auch die GSJ - Gesellschaft für Sport und Jugendsozialarbeit, die mit der Kombination von Sport und Sozialer Arbeit bereits seit 30 Jahren auch gewaltpräventive Angebote in Berlin umsetzt.

Als Pionier in diesem Feld startete vor über 30 Jahren das Projekt KICK – Sport gegen Jugenddelinquenz1. KICK agiert im Bereich der frühen Prävention. Das Angebot will junge „gefährdete“ Menschen in einem frühen Stadium erreichen und ihnen verschiedenste Formen der Hilfe und Unterstützung – auch in Gestalt einer breiten regionalen Kooperation – bieten. Ein weiteres, bewährtes Konzept, das durch die GSJ im Bereich der Gewaltprävention seit mehr als zwei Jahrzehnten umgesetzt wird, ist der Mitternachtssport. Die GSJ NIGHTS sind ein niedrigschwelliges Sportangebot, das vor allem an Wochenenden in den Abend- und Nachtstunden stattfindet und eine Alternative zur „Straße“ bzw. risikoreichem Peer-Verhalten bietet. Beide Angebote können durch die zusätzlichen Fördermittel derzeit personell verstärkt und um weitere Standorte ausgebaut werden.

Silvesterkrawalle 2022/23 und seine Folgen

Wie konnte sich in einer Nacht so viel Aggression, Frustration und Zerstörungswut entladen? Antworten auf diese Frage sind vielschichtig und möglicherweise auch heute noch nicht hinreichend gegeben. Auch mit anderen Beispielen, etwa in den Sommerbädern, hat die Jugendgewalt in Berlin Aufmerksamkeit von Politik, Gesellschaft und Medien auf sich gezogen. Um den Herausforderungen zu begegnen, entschied sich die Landesregierung Anfang 2023 zu Dialoggipfeln zwischen den verschiedenen Verwaltungen auf Landes- und Bezirksebene, der Polizei, Justiz, Schulen und sozialen Einrichtungen einzuladen. Am Ende des mehrmonatigen Beratungsprozesses, inklusive eines Regierungswechsels durch die Wiederholungswahl im Februar 2023, konnte ein Maßnahmenpaket zur Prävention von Jugendgewalt verabschiedet und mit Fördersummen untersetzt werden.

Für viele der beteiligten freien Träger wird positiv in Erinnerung bleiben, in derartige Prozesse einbezogen worden zu sein sowie Wertschätzung und Anerkennung für die bisherige Arbeit zu erfahren. Diese drückt sich unter anderem darin aus, dass mit den aufgelegten Förderprogrammen keine neuen Projekte zu entwickeln oder weitere Einrichtungen zu gründen waren. Alle Maßnahmen im Bereich der Jugendsozialarbeit sollten explizit in den Ausbau und die Erweiterung bereits bestehender Angebote fließen. Damit wird anerkannt: Die Berliner Jugendsozialarbeit hat kein Wirkungs- oder Qualitätsproblem, es sind vielmehr Rahmenbedingungen wie fehlende Finanzierungssicherheit und Fachkräftemangel, die die Beziehungsarbeit und Skalierung erheblich beeinträchtigen. So können durch das Maßnahmenpaket u.a. Öffnungszeiten verlängert, neue Zielgruppen akquiriert und erfolgreiche Angebote ausgeweitet werden, um mehr junge Menschen zu erreichen.

Die sportorientierte Jugendsozialarbeit wird im Ergebnispapier2 als gesonderter Punkt besonders gewürdigt. Als innovatives Konzept soll es junge Menschen erreichen, die sich von klassischer Jugend- oder Vereinsarbeit nicht angesprochen oder mitgenommen fühlen. Es wird dabei anerkannt, dass Sport- und Freizeitangebote nicht nur der körperlichen Betätigung dienen, sondern auch als Plattform für soziale Interaktion und persönlichen Entwicklung genutzt werden. Dabei wirkt der Sport nicht per se. Ein spezielles pädagogisches Setting und spezifische Inszenierungen sind nötig, um die Potentiale des Sports zur Erreichung sozialpädagogischer Ziele zu nutzen. Die Angebote der GSJ realisieren entsprechend ausschließlich Fach- und Honorarkräfte. Diese arbeiten überwiegend in interdisziplinären Teams, bestehend aus Fachkräften der Sozialarbeit, des Sports, Erzieher:innen sowie weiteren spezifischen Professionen. Um die Angebote des KICK-Projektes und des Mitternachtssports auszuweiten, stellte das Land Berlin der GSJ für die Jahre 2024 und 2025 jeweils 1,4 Millionen Euro zusätzliche Fördermittel in Aussicht. Auch eine Verstetigung der Mittel über den Förderzeitraum hinaus war ein gesetztes Ziel der zuständigen Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie.

Zum Träger: die GSJ

Vor mehr als 30 Jahren startete die Sportjugend Berlin mit einer Handvoll Projekten einen innovativen Ansatz im Rahmen des Programms „Jugend mit Zukunft – gegen Gewalt“. Die etwas später auf Initiative der Sportjugend Berlin gegründete GSJ - Gesellschaft für Sport und Jugendsozialarbeit etablierte und skalierte dies zu einer kraftvollen Methode, die in allen Berliner Bezirken eingesetzt wird. Inzwischen realisiert die GSJ berlinweit an mehr als 50 Standorten Angebote und Programme der sportorientierten Jugendsozialarbeit und blickt auf eine große Expertise in Bezug auf Methoden und Projekte der Gewaltprävention. Sie gehört damit zu den deutschlandweit größten Trägern, die Sport und Soziale Arbeit miteinander verbinden.

 https://gsj-berlin.de/ 

KICK – Standorte verstärken und neu erschließen

Das KICK-Projekt existiert seit über 30 Jahren und bietet präventive Freizeit- und Sportangebote für gefährdete Jugendliche, die grundsätzlich aber allen jungen Menschen offenstehen. Ziel ist es, diese frühzeitig zu erreichen, ihnen Unterstützung in Form einer sicheren und strukturierten Umgebung, in der sie sich entfalten und positive Erfahrungen sammeln können, zu ermöglichen und pro-soziale Normen zu fördern. An neun Standorten in Berlin ist KICK vertreten und kooperiert eng mit Sportvereinen, Schulen und der Polizei.

KICK hat eine Scharnier- und Verbindungsfunktion, um an weitere Unterstützungssysteme im Kiez anzukoppeln oder zu weiterführenden Unterstützungsleistungen zu vermitteln. Frühzeitige Konfliktinterventionen in Schulen und Jugendeinrichtungen sind ein weiterer wichtiger Bestandteil der Arbeit von KICK. Aufgrund von Ganztagsschulen und längerem Schulunterricht ist Schule zu einer wichtigen Sozialisationsinstanz geworden, die weit über den schulischen Unterricht hinausreicht. Auch Gewaltvorfälle unter Heranwachsenden spielen sich daher zunehmend auf den Schulhof ab. Durch das Projekt werden Konflikte frühzeitig erkannt und Lösungsansätze erarbeitet, um Eskalationen zu verhindern und ein positives Umfeld zu schaffen. Soziale Trainings werden für Schulklassen und Sportvereine angeboten. Diese Trainings zielen darauf ab, pro-soziale Verhaltensweisen zu fördern und den Zusammenhalt innerhalb der Gruppen zu stärken. Die Jugendlichen lernen, Konflikte konstruktiv zu lösen und sich sozial verantwortungsvoll zu verhalten.

Präventionsarbeit und Schlichtungen im Kiez und Sozialraum sind ebenfalls zentrale Elemente der Arbeit von KICK. So können Konflikte frühzeitig gelöst und ein harmonisches Zusammenleben gefördert werden. Die Ausrichtung der Arbeit von KICK orientiert sich hier je nach Sozialraum, in dem agiert wird.3

Die Vermittlung in Sportvereine, Jugendeinrichtungen oder regelmäßig strukturierte Sportangebote ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Jugendliche werden langfristig unterstützt und in kontinuierliche Sport- und Freizeitangebote eingebunden, um ihre soziale Integration zu fördern und ihnen eine stabile Umgebung zu bieten. Bei Bedarf werden den Jugendlichen weitergehende Unterstützungs- und Beratungsangebote der Jugendhilfe unterbreitet.

Zentraler Bestandteil von KICK ist stets die Zusammenarbeit mit der Polizei. Durch die Ausweitung der polizeilichen Präventionsarbeit (u. a. der Einsatz von Präventionsbeauftragten, Jugendsachbearbeitung in jedem Polizeiabschnitt sowie auf Leitungsebene in jeder Direktion eine Präventionsabteilung) konnten Schwellenängste zwischen Jugendhilfe und Polizei abgebaut werden, was die Effektivität der Präventionsmaßnahmen erhöht. Dennoch ist zu unterstreichen, dass Jugendsozialarbeit und die Arbeit der Polizei zwei verschiedene Professionen sind, die sich gegenseitig unterstützen können.

Seit Sommer 2017 gibt es außerdem das KICK SchoolTeam, das speziell für junge Geflüchtete in Willkommensklassen an Oberstufenzentren entwickelt wurde. In Kooperation mit der Polizei bietet das Projekt mehrtägige Veranstaltungen, die soziale Kompetenzen und den Umgang mit Konflikten vermitteln. Ein besonderer Fokus liegt auf der Integration in die Gesellschaft, dem Umgang mit kulturellen Unterschieden und dem Verständnis rechtlicher Rahmenbedingungen in Deutschland. Unterstützend werden aber auch Begegnungen zwischen jungen Polizei-Anwärter:innen und Jugendlichen ermöglicht, um in einen Dialog treten zu können.

KICK leistet mit den skizzierten Angeboten seit über einem Vierteljahrhundert wertvolle Arbeit in der präventiven Jugendhilfe. Durch die Kombination von sportlichen Aktivitäten, frühzeitiger Intervention und enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Partner:innen schafft KICK eine unterstützende Umgebung, die jungen Menschen hilft, pro-soziale Normen zu entwickeln und sich besser in ihrer Gemeinschaft zurechtzufinden. Durch das Maßnahmenpaket zur Prävention von Jugendgewalt konnten bestehende Standorte von KICK personell verstärkt und ein Standort im Bezirk Spandau neu erschlossen werden.

Sporthallensuche für den Ausbau der Mitternachtssportangebote

Wer sich mit Gewaltprävention für junge Menschen beschäftigt, stellt schnell fest, dass diese besonders abends und nachts ein erhöhtes Risiko haben, in gewalttätige Auseinandersetzungen oder kriminelle Aktivitäten verwickelt zu werden. Daraus lässt sich eine einfache, aber effektive Idee ableiten: Die Bereitstellung einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung durch Sportmöglichkeiten in den späten Abendstunden bis nach Mitternacht, um Gewalt und Kriminalität unter Jugendlichen und jungen Menschen vorzubeugen.

Mitternachtssportangebote sind insbesondere an Orten und Regionen nötig, in denen unterschiedliche Bevölkerungsgruppen in Gebieten hoher Wohndichte zusammenleben, die zudem stetigen Zuzug verzeichnen. Die Jugendlichen dort sind aufgrund eingeschränkten Wohnraums auf öffentlichen Raum angewiesen. Gerade öffentliche Räume stehen dann umso mehr im Spannungsverhältnis verschiedener Alters-, Vereins- kurzum Nutzer:innengruppen. Insofern ist Mitternachtssport ein raumbezogenes und sehr niedrigschwelliges Angebot, das zugleich Partizipation ermöglicht und als Erfahrungs- sowie Übungsraum für Eigenverantwortung und Rücksichtnahmen wirkt, gleichwohl auch mit allen Momenten des Austestens und der Grenzverletzungen. Ein zentraler Aspekt bei allen Mitternachtssportangeboten ist dabei die Betreuung durch geschulte Trainer:innen und Sozialarbeitende, die nicht nur sportliche Fähigkeiten vermitteln, sondern auch als Ansprechpersonen und Vorbilder fungieren. Durch den direkten Kontakt zu den Jugendlichen können sie frühzeitig Konflikte erkennen und deeskalierend wirken. Ein gut funktionierendes Team ist essenziell, wobei dessen Nachwuchs auch aus ehemaligen Teilnehmenden rekrutiert wird, die zusätzliche Perspektiven und Kontakte im Sozialraum einbringen sowie eine Role-Model-Funktion übernehmen können. Die Offenheit des Angebots erlaubt darüber hinaus die Anwesenheit von Eltern und Geschwistern. Mit Blick auf Gewaltprävention ist dieser Faktor der Einbindung der Sozialisationsinstanz – neben den Peers – bedeutsam.

Mitternachtssportangebote haben in der GSJ eine lange Tradition. Seit 1996 bieten die Streetball Nights – ein niedrigschwelliges und kostenfreies Angebot – Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine leicht zugängliche und sichere Umgebung, um in der Nacht von Freitag auf Samstag Streetball zu spielen. Über die Jahre hinweg hat sich das Programm etabliert und erfreut sich bei den jährlich zehn Terminen großer Beliebtheit – alle Veranstaltungen sind stets ausgebucht. Seit Beginn wurden mehr als 300 solcher Nights durchgeführt, und allein in der Saison 2023/24 nahmen etwa 1.500 Jugendliche daran teil. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Fairplay und gewaltfreier Konfliktlösung, wodurch den Teilnehmenden Raum für sportlichen Wettkampf und zwischenmenschliches Interagieren geboten wird. Dies fördert sowohl die soziale als auch die sportliche Teilhabe der Jugendlichen. Zudem wird durch die Selbstorganisation und die Heranführung an freiwilliges Engagement ihre Eigenverantwortung gestärkt.

Darüber hinaus gibt es seit 2013 das Angebot KiezSport@Night in einer Sporthalle im Stadtteil Berlin-Spandau. Es findet bis heute jede Freitagnacht statt und zeitweise nahmen bis zu 120 Personen regelmäßig daran teil. Vorbereitet wird der Abend bereits im SportJugendClub, bevor dann gemeinsam in die Halle gegangen und mit weiteren jungen Menschen vor allem Fußball gespielt wird. Um bei Gewalt- oder Kriminalitätsvorfällen professionell reagieren zu können, gibt es stets einen Austausch mit dem zuständigen Polizeiabschnitt. Tatsächlich eingreifen mussten die Beamt:innen jedoch noch nie.

Mit den Fördermitteln aus dem Maßnahmenpaket gegen Jugendgewalt konnten weitere GSJ-NIGHTS etabliert werden, u.a. in den Bezirken Marzahn, Reinickendorf und Wedding. Sie werden stets angedockt und organisiert durch die ansässigen SportJugendClubs.4 Ein Teil der Mittel fließt dementsprechend in die personelle Erweiterung der Teams in den Einrichtungen.

Die Suche nach geeigneten Hallenzeiten für den Mitternachtssport in Berlin gestaltete sich überraschend herausfordernd. Obwohl viele Turnhallen in der Hauptstadt ab 22:00 Uhr leer stehen, verhindern unter anderem Lärmschutzverordnungen oftmals eine Nutzung in diesen Zeiten. Dies stellte die GSJ vor große Herausforderungen, denn das Mitternachtssportangebot beginnt erst spät am Abend und endet weit nach Mitternacht. In solchen Situationen zeigt sich einmal mehr die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltung. Dank des bestehenden politischen Willens auf Landesebene zur Unterstützung der Angebote, konnte auch bezirkspolitisch erfolgreich für kreative Lösungswege geworben werden.

Rauer Herbst – Sparmaßnahmen sorgen für Dämpfer

Durch die Förderung motiviert und im Sinne der Sache engagiert erfolgte seit Ende 2023 der organisierte Einsatz der Mittel zum systematischen Ausbau der genannten Projekte und ihrer Standorte bzw. Angebote. Trotz der skizzierten Herausforderungen zeichnete sich Anfang des letzten Quartals 2024 eine positive Bilanz für die vereinbarten Ziele zur Umsetzung des Maßnahmenpaketes ab. Umso überraschender kam kurz nach den Herbstferien die Veröffentlichung geplanter Sparmaßnahmen für den Berliner Landeshaushalt. Nicht nur, dass die Mittel aus dem Maßnahmenpaket gegen Jugendgewalt um ein Drittel gekürzt werden sollten. Der Berliner Senat plante weitreichende Einsparungen, die die Jugendhilfe massiv beeinträchtigen würden. Dazu zählte die Tarifvorsorge, die faire Löhne für Fachkräfte sichert. Die Folgen wären ein deutlicher Verlust von Arbeitskräften und eine erhebliche Einschränkung der Angebote für Kinder und Jugendliche. Der öffentliche Aufschrei blieb nicht aus und an einer Demonstration Anfang Dezember beteiligten sich neben der GSJ viele weitere Berliner Jugendhilfeträger mit hunderten von Mitarbeitenden. Die Aktionen zeigten Wirkung. Die Sparmaßnahmen wurden in weiten Teilen zurückgenommen. Im Jahr 2025 können wir in der GSJ alle Mitarbeitenden und unsere Angebote auf dem Vorjahresniveau halten. Die Zukunft der Beschäftigten und die Fortsetzung der Maßnahmen ab 2026 aber bleibt ungewiss. Ohne Verstetigung der Mittel verlieren engagierte Kolleg:innen in der sportorientierten Jugendsozialarbeit ihre Jobs. Darüber hinaus aber wird vor allem wichtige Beziehungsarbeit zu den jungen Menschen beschädigt. Weniger Personal bedeutet weniger Unterstützung, weniger Perspektiven und weniger Chancen für die Kinder und Jugendlichen, die die Unterstützung am dringendsten brauchen.

Fazit

Die sportorientierte Jugendsozialarbeit der GSJ bewährt sich seit vielen Jahren als wichtiger Baustein der Gewaltprävention in Berlin. Die jüngsten Vorfälle von Jugendgewalt haben die Dringlichkeit effektiver Maßnahmen verdeutlicht. In einem intensiven Dialogprozess zwischen Politik, Polizei, Justiz, Schulen und sozialen Einrichtungen wurden umfassende Präventionsstrategien entwickelt und durch zusätzliche Fördermittel gestützt. Die GSJ setzt dabei auf erprobte Konzepte wie das KICK-Projekt und Mitternachtssportangebote wie die GSJ NIGHTS, die durch den Ausbau und die personelle Verstärkung an Wirksamkeit gewinnen. Diese Programme bieten vielen Jugendlichen eine geeignete Alternative, um sie vor Gewalt und Kriminalität zu schützen. Sie zeigen zudem eindrucksvoll, wie lohnend die Verbindung von Sport und Sozialarbeit sein kann.

Ein Selbstläufer ist es jedoch nicht. Eine Jugendsozialarbeit, die wirksam werden soll, braucht Zeit, und Gewaltprävention gelingt nicht von heute auf morgen. In Zeiten von Fachkräftemangel wird die Mitarbeitendenakquise nicht einfacher, wenn Finanzierungen unsicher oder sogar während einer Förderperiode in Frage gestellt werden. Auch die Abstimmungsprozesse mit Ämtern, Polizei und Politik lasten federführend vor allem bei den Trägern. Dies bedeutet, dass viel Zeit und Arbeit in bürokratische Aufgaben investiert werden muss, bevor überhaupt ein junger Mensch an einem Sport- oder Bewegungsangebot teilnehmen kann. Wissend um die wertvollen Beiträge zur Sicherheit und positiven Entwicklung unserer Jugendlichen stellt sich die GSJ auch weiterhin mit großem Engagement den Herausforderungen. Wenn jedoch nachhaltig etwas dagegen getan werden soll, dass sich Perspektivlosigkeit und Frustration in Gewaltexzessen und Zerstörungswut entladen, muss sich auch etwas am System und den Strukturen der öffentlich geförderten Sozialen Arbeit ändern. Zentrales Ziel muss jetzt sein, die zusätzlichen Fördermittel aus den Maßnahmenpaket gegen Jugendgewalt zu verstetigen und auch langfristig eine stabile Finanzierung zu gewährleisten.  

Über die Autorin

Madleen Bernhardt leitete in der GSJ von 2022-2025 den Arbeitsbereich SportJugendZentren, MädchenSportZentren und Mobile Teams als Doppelspitze. Sie ist Sozialmanagerin M.A. und war viele Jahre aktives Mitglied in unterschiedlichen Tanzsportvereinen. Von 2014-2018 war sie Vorstandsmitglied der Stadtsportjugend Potsdam, seit 2009 ist sie freiberuflich Trainerin in der außerschulischen Jugendbildung u.a. bei der Brandenburgischen Sportjugend. 

https://de.linkedin.com/in/madleen-bernhardt 

Über den Autor

Max Weiß arbeitet seit 2016 in der GSJ und leitet seit 2023 den Arbeitsbereich KICK, ankommen und SpOrt365 als Doppelspitze. Er ist Pädagoge M.A. und zertifizierter Erlebnispädagoge (beQ) sowie seit 2017 2. Vorstandsvorsitzender des Boxvereins sports for more e.V.

https://de.linkedin.com/in/max-weiß-8b501b1a3/ 

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